Zwei Drittel des Baltikums

Mit Tallinn empfängt uns Estland als erster der drei Baltischen Staaten. Uns ist jedoch nicht nach Städtetrip zumute und so folgen wir einer anderen Einladung: Der des RMK. Man könnte RMK als das Estnische Wald- und Forstamt betrachten, für uns war es jedoch wie ein persönlicher Reiseführer. Denn die RMK App, die es für beide nennenswerten Smartphone-Betriebssysteme gibt, wird in den kommenden Tagen unser treuer Begleiter. Wir finden Wanderrouten, Ausflugsziele und, ganz wichtig, tolle Campingplätze! Die Grillstellen und Stellplätze, die wir über das RMK-Verzeichnis finden, sind genauso nützlich und aufgeräumt wie die App. Wir staunen und geniessen. Da können sich unsere hiesigen Pendants gern eine Scheibe abschneiden.

Also, in Estland angekommen, fahren wir unseren ersten Natur-Campingplatz an. ca. 45km Westlich von Tallinn bei Paldiski. Und wir sind wieder mal begeistert:

Ein herzliches Willkommen
mit Südseefeeling in Estland
Direkt wird die Hängematte montiert
Wir lieben FlüBü!
und legen dem Fliegerbus auch gleich die Worte in den Mund bzw. Steine in den Sand

Nach einem kurzen Endeckungsspaziergang entlang der Bucht kommen wir gerade rechtzeitig, um noch den Sonnenuntergang zu geniessen. Hier schon deutlich früher als noch vor wenigen Tagen weiter nördlich.

So idyllisch! Und im Bus bleibt man dank den getönten Scheiben unsichtbar,
Sofern man sich selber nicht anleuchtet 😀

Tags darauf machen wir eine kleine Wanderung und schauen uns den Pakri Leuchtturm an. Dieser begeistert uns jedoch nicht so sehr, wie die beeindruckenden Klippen zum Meer.

Mit der abblätternden Farbe kommt der Charme des Pakri Leuchtturms aus dem Jahre 1889 recht gut rüber
Auf Meereshöhe sieht alles sehr beschaulich aus.
Von oben kann man nur staunen. Wenn hier mehrere tausend Kubikmeter Gestein ins Meer krachen, will man nicht in Küstennähe Kanu fahren.
Von dieser Perspektive sieht man, wie die Gesteinsschichten abbrechen können.

Dann ist Rummu, ein ehemaliges Gefängnis und Marmor-Abbaugebiet an der Reihe. Wir ahnen schon, dass uns etwas besonderes erwartet und stärken uns entsprechend:

Kinder Schokolade in einer erwachsenen-freundlichen Dosierung.

Nach diesem „Frühstück“ fahren wir auf das Areal und sind erst mal anhand der surrealen Anblicke baff. Und trotz plötzlich aufkommenden Regens schlendern wir gut eineinhalb Stunden durch die Gegend.

Faszinierende, spezielle Formationen im Sandstein..
mit eindrücklicher Höhe und Regenrinnen wie Schluchten
Wie so oft, belohnt uns der Aufstieg mit einer bemerkenswerten Aussicht.
Und dann die Sicht zur alten Industrieanlage!
Das klare Wasser lädt zum Baden und Schnorcheln ein. Auch wir gönnen uns eine Abkühlung

Wir verlassen das Gelände mit dem Plan, wieder zurück ans Meer zu fahren. Auch der nächste durch unsere neue Lieblings-App gefundene Platz fährt mit einem beeindruckenden Strand auf.

Wir freuen uns über die Kilometerlange Stranddüne
Auch die heutige Etappe bringt uns wieder gut 45km in Richtung Westen
Wir jassen uns in den Sonnenuntergang

Nach der Nacht, die durch ein streitendes – weil sturzbetrunkenes -Estnisches Pärchen jäh zerrissen wurde, lockern wir uns mit einer kurzen Runde Sport auf.

Joggen in genialer Umgebung

Nach einer kurzen Abkühlung im Meer, frischem Kaffee und einigen flüchtigen Begegnungen mit unseren verkaterten und verquollenen Nachbarn lassen wir wieder den Motor sprechen und fahren ins südliche Haapsalu. Die Stadt gibt es seit 1200, wobei sie erst Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt wurde, als russischen Zaren den Ort dank seines „Heilschlamms“ zu ihrer Sommerresidenz erklärten.

Die Burgruine im Zentrum wird samt Parkareal gut in Schuss gehalten.
Und die Altstadt bietet schöne Gässchen und Restaurants.
Blick auf den Blick auf die spiegelglatte Wasseroberfläche
Dieser alte Kursaal ist eines der schönsten Holzgebäuden in Estland
Unser Highlight, der seit 1995 stillgelegte Bahnhof
mit seinen Historischen Maschinen lässt sich erahnen, wie es zu- und herging

Wie kann man eine solche Ladung Eindrücke am besten sacken lassen? Richtig, mit einem paradiesischen Platz für die Nacht. Diesmal ein eignes Fundstück.

Ein bisschen lesen nach dem Abendessen
dann nähert sich der Sonnenuntergang
Und kann dann eingefangen werden, wenn auch nur für sehr kurze Zeit.

Dann tauschen wir den festen Boden gegen Wasser und machen eine Kanufahrt, auf deren 13km wir nur knapp dem Bremsen-Tod entkommen konnten.

Nach etwas mehr als der Hälfte landen wir, um einen Spaziergang durch die Moorlandschaft zu machen.
ca. 6km liebevoll präparierte Wanderwege und Stege führen durch die Landschaft
Unser neuer Freund Echsi wollte dann leider nicht mitkommen
Startpose
Flugpose
Bremsenabwehr durch hektische Bewegungen
Und dann gehts weiter. Die einen lachen, die anderen schwitzen

Und auch diesmal haben wir extremes Glück mit dem Timing. In der Minute, als wir am Zielsteg ankommen und unser Kanu an Land ziehen, beginnt ein intensiver Regen, der gut eine Stunde anhält. Wir füllen nochmals unsere Wasserreserven auf und reisen weiter in Richtung einer Selbstbedienungswäscherei, wo wir unseren beanspruchten Wäschesack entlasten können.

Am neuen Campingplatz werden letzte Feuchtigkeitsreste aus den Kleidern vertrieben
Und der nächste Sonnenuntergang genossen
Nachdem wir unsanft zu Boden gingen, weil ein Seil gerissen ist, trauen wir uns nicht mehr zu Zweit in die Hängematte und wünschen uns einen Baumarkt herbei
Die Idylle wird diese Nacht nicht gestört. Obwohl auch diese beiden mindestens eine Flasche harten Alkohols vernichteten, bleibt es heute ruhig.

Dann heist es, Adieu Estland, hallo Lettland! Wir befahren den zweiten Drittel des Baltikums und gönnen uns zur Feier des Tages erst einmal einen saftigen Burger in Cēsis.

Nach dem Essen schauen wir uns Cēsis noch kurz an
Und dann kommen wir an unserem letzten freien Stellplatz des Baltikums an.
Auch hier zeigen wir unsere Tierliebe wieder mit erfolglosem Fischen
Die Einheimischen haben eine bessere Beschäftigung: Sie besaufen sich auf dem Floss. Ich werde eingeladen, vom selbstgebrauten Kirschenschnaps zu probieren und fühle meine Körpertemperatur sogleich um mehrere Grad ansteigen
Ein Tipp unserer Nachbarn: Die Quelle nur wenige Minuten entfernt. Sämtliche gasförmigen Volumina werden nochmals gegen flüssige Ausgetauscht.
Bei der Weiterfahrt entdecken wir einen Markt. Shopping ist mal wieder angesagt.
Unsere Ausbeute.

Dann geht es via Gutmannshöhle weiter Richtung Riga.

Der Zentralmarkt in Riga verteilt sich auf eine Fläche mehrerer Zeppelin Hangars.
Wir verschaffen uns noch einen flüchtigen Eindruck von Riga
Bevor wir in Flughafennähe einen Campingplatz aufsuchen.
Heute gibt’s Pasta à la Wursti Verdure
Sonnenaufgangsstimmung
Der Flieger, der Anna nach München bringt

Und schon sind zwei Drittel des Baltikums rum. Es war zwar nur ein Streifschuss, aber ein ziemlich fleischiger. Wir hatten Freude an der urchigen Mentalität der Leute, dem Kontrastreichtum und den Erlebnissen. Aufgrund einer spontanen Steppvisite lassen wir Litauen aus und Anna fliegt für ein paar Tage ins Allgäu, während ich alleine nach Warschau weiterreise, wo wir uns wieder treffen werden um weiter südlich zu reisen.