Mit Tallinn empfängt uns Estland als erster der drei Baltischen Staaten. Uns ist jedoch nicht nach Städtetrip zumute und so folgen wir einer anderen Einladung: Der des RMK. Man könnte RMK als das Estnische Wald- und Forstamt betrachten, für uns war es jedoch wie ein persönlicher Reiseführer. Denn die RMK App, die es für beide nennenswerten Smartphone-Betriebssysteme gibt, wird in den kommenden Tagen unser treuer Begleiter. Wir finden Wanderrouten, Ausflugsziele und, ganz wichtig, tolle Campingplätze! Die Grillstellen und Stellplätze, die wir über das RMK-Verzeichnis finden, sind genauso nützlich und aufgeräumt wie die App. Wir staunen und geniessen. Da können sich unsere hiesigen Pendants gern eine Scheibe abschneiden.
Also, in Estland angekommen, fahren wir unseren ersten Natur-Campingplatz an. ca. 45km Westlich von Tallinn bei Paldiski. Und wir sind wieder mal begeistert:
Nach einem kurzen Endeckungsspaziergang entlang der Bucht kommen wir gerade rechtzeitig, um noch den Sonnenuntergang zu geniessen. Hier schon deutlich früher als noch vor wenigen Tagen weiter nördlich.
Tags darauf machen wir eine kleine Wanderung und schauen uns den Pakri Leuchtturm an. Dieser begeistert uns jedoch nicht so sehr, wie die beeindruckenden Klippen zum Meer.
Dann ist Rummu, ein ehemaliges Gefängnis und Marmor-Abbaugebiet an der Reihe. Wir ahnen schon, dass uns etwas besonderes erwartet und stärken uns entsprechend:
Nach diesem „Frühstück“ fahren wir auf das Areal und sind erst mal anhand der surrealen Anblicke baff. Und trotz plötzlich aufkommenden Regens schlendern wir gut eineinhalb Stunden durch die Gegend.
Wir verlassen das Gelände mit dem Plan, wieder zurück ans Meer zu fahren. Auch der nächste durch unsere neue Lieblings-App gefundene Platz fährt mit einem beeindruckenden Strand auf.
Nach der Nacht, die durch ein streitendes – weil sturzbetrunkenes -Estnisches Pärchen jäh zerrissen wurde, lockern wir uns mit einer kurzen Runde Sport auf.
Nach einer kurzen Abkühlung im Meer, frischem Kaffee und einigen flüchtigen Begegnungen mit unseren verkaterten und verquollenen Nachbarn lassen wir wieder den Motor sprechen und fahren ins südliche Haapsalu. Die Stadt gibt es seit 1200, wobei sie erst Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt wurde, als russischen Zaren den Ort dank seines „Heilschlamms“ zu ihrer Sommerresidenz erklärten.
Wie kann man eine solche Ladung Eindrücke am besten sacken lassen? Richtig, mit einem paradiesischen Platz für die Nacht. Diesmal ein eignes Fundstück.
Dann tauschen wir den festen Boden gegen Wasser und machen eine Kanufahrt, auf deren 13km wir nur knapp dem Bremsen-Tod entkommen konnten.
Und auch diesmal haben wir extremes Glück mit dem Timing. In der Minute, als wir am Zielsteg ankommen und unser Kanu an Land ziehen, beginnt ein intensiver Regen, der gut eine Stunde anhält. Wir füllen nochmals unsere Wasserreserven auf und reisen weiter in Richtung einer Selbstbedienungswäscherei, wo wir unseren beanspruchten Wäschesack entlasten können.
Dann heist es, Adieu Estland, hallo Lettland! Wir befahren den zweiten Drittel des Baltikums und gönnen uns zur Feier des Tages erst einmal einen saftigen Burger in Cēsis.
Dann geht es via Gutmannshöhle weiter Richtung Riga.
Und schon sind zwei Drittel des Baltikums rum. Es war zwar nur ein Streifschuss, aber ein ziemlich fleischiger. Wir hatten Freude an der urchigen Mentalität der Leute, dem Kontrastreichtum und den Erlebnissen. Aufgrund einer spontanen Steppvisite lassen wir Litauen aus und Anna fliegt für ein paar Tage ins Allgäu, während ich alleine nach Warschau weiterreise, wo wir uns wieder treffen werden um weiter südlich zu reisen.