Von der Sierra Nevada zum südlichsten Punkt Europas

Wir fahren früh los, um die 4-stündige Fahrt nach Granada rechtzeitig zum Lunch hinter uns zu bringen. Und der Plan geht auf: Wir erreichen die prunkvolle Studentenstadt gegen Mittag, parkieren den Bus und gehen zu Fuss weiter:

Aussicht auf die Al Hambra mit verschneiter Sierra Nevada im Hintergrund
Die Alhambra zu besichtigen ist übrigens gar nicht so einfach: Wir ergattern kein Ticket, da dies nur Wochen im Voraus möglich ist.
Kathedrale von Granada von Aussen
und von innen.
Typische kleine Plätze in der gesamten Altstadt Granadas

Wir schlendern noch bis in den Abend umher, bevor wir uns dann bereits lange nach Einbrch der Dunkelheit in einem Camping einfinden.

Kurz vor der Sierra Nevada liegt Cenes de la Vega. Hier könne man gut fliegen, heisst es. Das will getestet werden. Der Startplatz bietet eine spektakuläre Aussicht:

Schwacher Wind, schwache Thermik. Aber starkes Panorama
Den Landeplatz zu verfehlen ist schier unmöglich. Hier könnte ein Jumbo landen, wenn
nötig. Ich schaffe es auch knapp ins Green
Nicht zu übersehen: Die von nicht-Schweizern oft belächelte Nummernpflicht am Schirm.

Nach schönen jedoch eher kurzen Flügen erkunden wir ein weiteres Highlight der Region: Die Termas de Santa Fe, eine in verlassenen Olivenhainen zur Hippie-Kommune verwandelte natürliche Thermallandschaft.

Eine schräge Atmosphäre schlägt einem entgegen, wenn man hier zwischen improvisierten Bauten, Dauer-Campern und Olivenbäumen hindurchfährt. Noch schräger wurde es, als gegen 21 Uhr die Generalprobe fürs bevorstehende Festival startete und bis tief in die Nacht dauerte.

Schöner Ausblick auf die alten Olivenhaine
mystischen Szene dank Wasserdampf und Sonne
Die Nackenmassage vertreibt die Verspannung der schlaflosen Nacht
künstlerische Schlamm-Werke zieren das Becken
erstaunlicherweise fühlt man sich hier nicht beobachtet

Nach dem Bad verlassen wir diesen speziellen Ort und fahren das nächste Ziel an. Ganz in der Nähe liegen drei Andalusische Bergdörfer, die wir uns anschauen möchten. Wir beginnen eine Wanderung am untersten Dorf Pampaneira, steigen Aufwärts in Richtung Bubion und sind direkt vom urigen Charakter des Dorfes fasziniert.

Blick auf die Dächer von Pampaneira
Die vielen Plätzchen und Gassen verstrahlen authentischen Charme
Und viele Blumen schmücken die Häuser
Die Bürgermeister-Katze fordert den Wegzoll ein. Muchos Streicheleinheitos
Blick auf Bubion
Bubion von oben

Die unzähligen Marroni- und Nussbäume entlang des Weges laden ein, die Rucksack-Taschen zu füllen, was wir auch tun. immer wieder bleiben wir stehen, trennen die Kastanien von ihren stacheligen Hüllen und sorgen dafür, dass der Rucksack ja nicht zu leicht wird. Am Ende haben wir eine beachtliche Beute:

Neben dieser grandiosen Marroni-Ernte
nehmen wir auch dutzende frische,
knackige Walnüsse mit
Aber auch in einem kleinen Dorfladen finden wir was zum knabbern.

Schwer bepackt und satt von typischer Alpujarra-Kost geht es nun wieder zurück zur Küste. Es gilt unfliegbares Wetter „auszusitzen“, und so suchen wir uns einen schönen Platz am Meer in Almuñécar. Hier treffen wir auch den spanischen Aussteiger Alberto, der seit 6 Jahren im Bus wohnt und immer gerade da ist, wo man Surfen, Kiten oder Fliegen kann.

An der Strandpromenade kann man parken, es hat eine Dusche und eine Toilette und Alberto versichert uns, dass es ausserhalb der Saison hier sowieso keinen interessiert wo irgendjemand schläft. Also bleiben wir einfach.

Trotz der fantastischen Aussicht tauschen wir am nächsten Morgen den Platz an der Strasse gegen einen Platz an der Klippe. Eine gute Entscheidung.

Definitiv mehr Atmosphäre
und die interessantere Fauna. Diese Ziegenfamilie sehen wir noch einige Male.
Hier brauchen wir keine Hirnbirn.. Dinner
Breakfast
Lunch. Crunches würden übrigens auch mal wieder nicht schaden
Auch hier ein genialer Sonnenuntergang

Nach all der Szenerie ist auch mal wieder Arbeit angesagt. In einer der vielen Ferreterias, Spaniens Eisen- und Gemischtwarenläden, finden wir Teile, um die lose Kühlschrank-Schiene wieder an Ort und Stelle zu halten.

Der Einbau findet durch schlecht ausgebildete Hilfskräfte und ohne entsprechende
Schutzkleidung statt.

Nachdem zwei Schrauben und mehrere Gramm Metall fest im Auto verschraubt wurden, gehts weiter zum Gleitschirm-Mekka Algodonales. Nicht jedoch ohne Zwischenstopp in Ronda. Hier kann man nur staunen und die Eindrücke auf sich wirken lassen.

Mit müden Beinen aber satt durch Tapas und Burger nehmen wir beeindruckt von Ronda Abschied. Nun geht’s weiter zur CIVA bei Algodonales, dem inoffiziellen Gleitschirm-Hauptquartier hier.

Für mich gib’t ein Bier und für Anna das Gleitschirm-Hauptquartier-Tier.

CIVA bietet vielerlei Vorteile: Man ist direkt vor Ort, es hat viel lokales Fluggebiets-Knowhow und eine Ausstattung, die einem Campingplatz in nichts nachsteht – für 5.- Euro pro Tag und Person.

Trotz all dieser Argumente sind unsere Flugerfahrungen hier spärlich gesät. Am ersten „Flugtag“ fahren wir vom Startplatz Poniente wieder mit dem Auto runter. Der starke Wind kommt in Böen und treibt einen mutigen Piloten kurz nach dem Start sogar rückwärts in die Büsche.

Nach einem geselligen Rest des Tages, in dem die gemütliche Flieger-Bar, an der man für einen Euro ein Bier zapfen kann, die Hauptrolle spielt, versuchen wir uns am nächsten Tag an einem anderen Startplatz. Der Wind heute passt, aber das ist auch anderen Piloten aufgefallen.

Brav stehen hier alle Piloten erst an, wenn sie sich Startfertig gemacht haben.
Parawaiting am El Bosque. Kurz darauf stehen auch wir in der Schlange.

Wir geniessen wunderbare Flüge und sind mit der Ausbeute zufrieden, auch wenn wir uns in der schwachen Termik nicht sehr lange in der Luft halten können. Zum Sonnenuntergang fahren wir wieder zurück und tauschen begeistert Geschichten aus, wie wir mit den Gänsegeiern um die Wette kreisten.

Wo normalerweise unsere Gleitschirme verstaut sind, fühlt sich auch unsere temporäre Hauskatze sehr wohl

Am nächsten Tag nehmen neue Schottische Freunde Anna zum Fliegen mit. Ich fühle mich nicht besonders und bleibe im Camp.

Der kleine aber feine Startplatz El Bosque. Heute jedoch mit Seitenwind
Parawaiting bis kurz vor Sonnenuntergang.

Trotz des langen Wartens ergibt sich kein sauberes Startfenster. Wieder ein Tag, an dem der Weg vom Berg auf Rädern statt unter dem Flügel stattfindet. Aber das gehört zum Sport dazu.

Da das Wetter nach wie vor sehr wechselhaft, mit teils starken Winden und Nässe nicht mehr richtig fliegbar ist, entscheiden wir uns für eine Wanderung am nächsten Tag. Doch dazu kommt es nicht. Eine Bindehautentzündung kleistert über Nacht meine Augen zu und wir fahren ins Gesundheitszentrum Algodonales statt zum Caminito del Rey.

Gut gewaschen sehen die Augen nicht mehr so schlimm aus. Fahren darf ich trotzdem nicht. Es wäre wohl schwierig der Polizei zu erklären, man habe nicht gekifft.
Kurz darauf mit dem Rezept für Antibiotika-Tropfen weiter in Richtung Apotheke
Wenig später: Tea-Time. Zu den Tropfen gesellen sich Schwarztee-Pads

Langsam schwindet die Entzündung, und damit reift der Entschluss:

Wir fahren nach Marokko

Besser gesagt, wir lassen uns verschiffen. Denn der frühe Wintereinbruch ist in Marokko nicht oder nur abgeschwächt zu spüren. Also fahren wir am nächsten Tag nach Tarifa um uns über Fähren nach Tanger zu informieren.

Auf dem Weg in eine Tapas Bar
leere Gassen in der Nebensaison
Afrika: Nur einen Katzensprung entfernt
Unser letzter Europäischer Campingplatz

Und dann geht alles sehr schnell: Wir wollen eigentlich nur kurz zum Ticketschalter der Fährgesellschaft, um ein Ticket für die Fähre gegen zwei Uhr zu kaufen. So können wir noch schnell spanischen Rotwein shoppen und das letzte Mal Tapas essen zu gehen. Doch der Parkwächter lässt uns zwecks vollen Parkplatzes bei der Schranke parkieren und der Ticketverkäufer, der praktischerweise auch gleichzeitig der Schrankwart ist, lässt sich unsere Pässe und den Fahrzeugschein geben und überzeugt uns, die Fähre in fünf Minuten sei die Beste. Aber wir wollen doch noch was essen und Wein kaufen! Können wir auch auf der Fähre. Hmm. Na gut, Ticket gekauft, Ausreisekontrolle bewältigt, Fähre befahren. Und wenig später lassen wir das Europäische Festland hinter uns und schaukeln auf riesigen Wellen Afrika zu. Dass wir auf der Fähre weder was Essen noch Wein kaufen können, wundert uns zwar, stört uns aber nicht besonders.

Auf in wärmere Gefilde!