Wolken, Wind, Regen und Sonne wechseln sich fleissig und nach keinen erkennbaren Mustern ab, sodass wir die ersten Tage unseres Aufenthalts in Alicante hauptsächlich die trockenen Stunden geniessen und den Rest des Tages chillen, Karten spielen oder lesen.
Doch am dritten Tag stabilisieren sich die Bedingungen und wir nutzen das Flugwetter. Ein lokaler Guide klärt uns noch über die wichtigsten Infos in der Gegend auf und wir heben ab:
Nachdem wir uns beide wieder mal sattgeflogen haben, fahren wir glücklich zurück zu unserem Stellplatz. Es ist bereits dunkel und so gönnen wir uns nach alter, Spanischer Tradition den Besuch einer Pizzeria .
Tags darauf beginnt wieder der fröhliche Wettermix und an Fliegen ist nicht zu denken. Doch wir wissen uns zu beschäftigen:
Und dann, weil uns das Autodach auf den Kopf fällt, machen wir noch eine kleine Shopping-Spritztour in den Baumarkt. Dann leihen wir uns eine Bohrmaschine aus und verwandeln Brett, Aluprofile und Schrauben in einen kleinen multifunktionalen Auszieh-Tisch für FlüBü’s Heck:
Glücklicherweise hat das Warten ein Ende: Die Flugbedingungen kehren zurück und wir stehen Tags darauf wieder am Palomaret. Diesmal hält das Wetter zwei Tage und wir sammeln langersehnte Stunden in der Luft.
Am Ende des nun bereits dritten Flugtages kehren wir wieder zu unserem Stammplatz zurück und lassen den Abend gemütlich ausklingen.
Am folgenden Tag ist das Fliegen an einem neuen Ort angesetzt. Da wir uns erst zum frühen Nachmittag treffen, packen wir wieder mal die Schwimm- und Taucherbrille aus und gehen baden. Ich gehe im flachen, steinigen Wasser etwas vor als ich einen Aufschrei höre. Ich drehe mich um und sehe Anna mit schreckgeweiteten Augen ins Wasser starren. „Mich hat ein Tintenfisch angegriffen!“ ruft sie rüber, was ich natürlich nicht glaube. Dass ein Tintenfisch da ist, glaube ich wiederum schon. Wir hatten schon Tage zuvor einen im flachen Wasser entdeckt und erfolglos versucht, ihn zu fotografieren. Auch watscheln hier ständig Neopren-Schnorchler mit Harpunen herum und kommen teilweise sogar mit guter Beute zurück. Aber dass so ein Teil einen Menschen angreift, das wage ich zu bezweifeln. Trotzdem gehe ich schnellen schwumm-schrittes zurück, denn natürlich will ich das Teil aus der Nähe sehen. Und just in dem Moment, als ich den Kopffüssler entdecke, streckt er auch schon alle acht Beine von sich und schwebt erschreckend schnell mit einem mörderisch-bösen Gesichtsausdruck auf mich zu. Ich mache einen grossen Satz rückwärts und fühle Panik in mir aufsteigen. Ist so ein Ding gefährlich? Giftig? Ich kenne keine Erzählungen von Begegnungen mit Tintenfischen, aber vielleicht auch nur, weil es bisher keine Überlebenden gibt! Mittlerweile hat sich Okty wieder am Boden festgemacht, Anna und ich tauschen Blicke. „Er hat sich an mein Bein gesaugt“ sagt Anna. Mein Gott! Mit was für einem Monster haben wir es hier zu tun? Noch überwiegt die Neugier. Ich suche wieder nach dem Tier und nähere mich vorsichtig. Es entdeckt mich und beginnt sofort wieder mit Drohgebärden. „Nichts wie weg hier!“ platzt es mit erschreckend hoher Stimme aus mir heraus. Wir flüchten uns ins tiefere Wasser, Baden einiges kürzer als geplant und freuen uns, haben wir diese lebensbedrohliche Situation unbeschadet überstanden.
Bald darauf ist Abfahrt: Nick, unser Guide hat sich einen besonderen Platz für die Abschiedsflüge ausgedacht. Etwas nordöstlich vom letzten Fluggebiet gibt es einen kleinen Startplatz für Soaring und Thermikfliegen. Nick hat sogar seine Frau dabei, die tolle Fotos schiesst:
Nach dieser Vorlage mit Bestnote bin ich dran. Genauso elegant mache ich es auch! Denke ich mir, und scheitere beim Sortieren der Leinen.
Wir kurbeln alle gemeinsam herum, als nach gut einer Stunde der Wind abstellt. Innerhalb weniger Minuten steuern alle Piloten in Richtung Landeplatz und packen dort zusammen.
Dann folgt noch ein gemeinsamer Abschluss beim lokalen Gasthaus. Einfache aber köstliche Reissuppe, kaltes Bier und gute Gesellschaft lassen diesen Tag gelungen enden.
Nach etwas mehr als einer Woche an gleicher Stelle, mehreren Flugtagen und vielen coolen Erlebnissen freuen wir uns, zur Sierra Nevada weiterzufahren. Ein letzter Sonnenuntergang wird semi-spirituell zelebriert.
Vielen Dank an der Stelle:
- Nick von Doyouwanna, hammer Guide für die Region Alicante. Aber auch seine Flugreise nach Iran, wo er aktuell ist, hat uns extrem gereizt.
- Die Polizei in und um Cala del Faro de Santa Pola: Obwohl wild Campen in Spanien eigentlich generell verboten (oft aber toleriert) ist, liessen sie uns in Ruhe, obwohl sie täglich an der teilweise vollen Reihe von Campern vorbeigefahren ist. Auch haben sie uns vor Einbrechern und Räubern bewahrt.
Schande an dieser Stelle an:
- Die Wasserschutzpolizei von Cala del Faro de Santa Pola. Die Unterwasserkriminalität hier ist erschreckend und das Agressionspotential der hiesigen Fauna breitet sich hoffentlich nicht weiter aus.
Du hast bei unserem Hook im letzten Beitrag gedacht, wir wären von Kriminellen bedroht worden? Dann arbeite bitte an Deinen Vorurteilen!