Einem Tipp von einer Startplatzbekanntschaft folgend, treffen wir in Rimetea ein. Nach einer kurzen Dorf-Durchquerung steuern wir zum Gleitschirm-Landeplatz und bleiben direkt dort. Die erhöhte Lage mit Aussicht auf das Dorf und die gegenüberliegende Bergflanke, und der schattige Platz zwischen den Bäumen scheint uns perfekt.
Wir parken das Auto und machen uns auf die Suche nach dem Startplatz. Plötzlich sehen wir einen Gleitschirmflieger in der Luft und unsere Herzen schlagen ein bisschen höher: Denn die Wetterprognose lässt Zweifel übrig und wir wollen das knowhow lokaler Piloten anzapfen.
Doch dieser macht sich lieber aus dem Staub: Wir sehen ihn landen, er rafft seine Sachen zusammen und braust Augenblicke später bereits mit dem Auto davon. Den unverpackten Gleitschirm lässt er vor dem alten Wohnwagen liegen, der einige Bäume weiter „parkt“. Wir sind baff und spekulieren schon wild, was wohl Sache sei, da kommt das Auto einige Minuten später zurück. Mit an Bord: Unsere Startplatzbekanntschaft von Baia Mare, die uns überhaupt erst nach Rimetea geschickt hat.
Es stellt sich heraus, dass sie wohl beim Streckenflugversuch irgendwo ungünstig eingelandet ist, den Piloten angerufen hat, den wir in der Luft gesehen haben, und dieser dann gelandet ist, um sie zu holen. Attila, so heisst der Gute, nimmt uns dann noch spontan mit zu einem lokalen Aussteiger, der aus zwei selbstgebauten Tiny Houses am Berg ein kleines B&B-Business betreibt. Dieser nennt sich Ninja und sei ein Original. Was wir wenig später bestätigen können.
Von Ninja und seinen Tiny Houses haben wir keine Fotos, aber hier seine offizielle AirB&B-Seite. Seine deftigen Sprüche sind bemerkenswert, nennt er beispielsweise seine Gäste (in deren Anwesenheit) Pinguine. Seine Witze können persönlich und nach vorheriger Absprache von Schmerzgrenzen gerne rezitiert werden. Der Kopf des weiblichen Gastes jedenfalls blieb meist in den Händen vergraben, während die Männer dreckig gelacht haben. Aber Charme hat der Gute, und seine Tiny Houses inklusive Umgebung sind spektakulär und liebevoll gemacht.
Am Tag darauf: Quellen-Time!
Ein steiler und sehr, sehr heisser Aufstieg von gut einer Stunde bringt uns zur lokalen Quelle. Mit leeren Pet-Flaschen sowie Trink- und Duschsack im Gepäck freuen wir uns, endlich anzukommen und unsere Wasserreserven aufzufüllen.
Dann machen wir uns, mit gut 20 Litern Wasser im Rucksack, wieder an den Abstieg. Zur Schonung der Knie diesmal mit Stöcken. Der halb-gefüllte Shower-Bag für Annas Dusche, die dann mit aufgekochten Wasser angereichert wird, hängt vorne und beschert mir Bauch-Abwärts frische Nässe.
Nachdem wir dann beide frisch geduscht sind, heisst es mal wieder: Essen gehen. Wir feiern meine drei Monate Rauchfrei im Szekelyho Mansion und schlemmen was das Zeug hält. Annas Schmorbraten mit Polenta und mein Schnitzel mit Käse (Bild des Restaurants), begleitet von lokalem Wein, toppen alles, was wir kulinarisch in den letzten Wochen gegessen haben.
Geflogen sind wir dann übrigens leider nicht, die Wetterprognose sagte eine Front voraus und so genossen wir die fantastische Natur, würzige Luft und das Grillen-Gezirpe um uns zu erholen, bevor wir dann wieder etwas städtischer Unterwegs waren.
Besuch in Alba Iulia
Wir schauen uns die Hauptstadt der Region Siebenbürgen an.
Nach diesem kurzen Sight-Seeing setzen wir uns in ein Kaffee mit WLAN, laden Energie in den Körper und allerlei Offlinekarten und Updates auf die Handys. Nun sind wir bereit für die nächste Etappe. Wir wappnen uns auf die Weiterreise nach Albanien über Serbien und Mazedonien. Aber zuerst noch ein weiteres Highlight innerhalb Rumäniens:
Der Transfăgărășan
Gemäss Top Gear, der besten Autoshow der Welt (jedenfalls bis 2015), The greatest driving road in the world. (Wenig Zeit? Vorspulen bis 4:50). 6’000 Pfund Dynamit und 30 Menschenleben hat diese Passstrasse gekostet. Wir sind früh dran, denn seit der Berichterstattung ist hier viel los.
Mit diesem Strassen-Erlebnis der Extraklasse schalten wir zwei Gänge Hoch, obwohl es in Rumänien noch einiges zu entdecken gäbe. Paradoxerweise muss man das Tempo erhöhen, um Tempo raus zu nehmen. Denn uns ist bewusst geworden, dass wir ganz schön durch die Länder heizen, ohne uns wirklich Zeit zu nehmen. Das heisst aber auch, dass wir mehr auslassen, mehr fokussieren wollen. Und wir freuen uns schon sehr auf die Küste Albaniens, Montenegro und Co. Nun steht also eine längere Strassen-Etappe bevor, um dann in Albanien wieder gemächlich gen Norden reisen. Man darf gespannt sein.
Diesen Beitrag beenden wir mit zwei Ehrungen:
Mitarbeiter der Woche:
Lied der Woche: Pretty Pimpin
Mit guten Beats in den Ohren ist jede Strecke gleich noch ein bisschen schöner. Deshalb unsere Playlist, Roadtrip Fun. Lied-Empfehlungen willkommen. Bitte her damit!