Da jetzt erstmal relativ viel Text kommt, hier ein Video mit 10 „fun“ Facts über Montenegro. (Zum Glück haben wir #9 nicht vorher gewusst!)
Nach Montenegro zu gelangen erweist sich als Geduldsprobe. Zum Grenzübertritt führt eine einspurige Strasse und diese ist mit mehreren hundert Fahrzeugen verstopft. Es geht nur alle paar Minuten ein Stück vorwärts und umdrehen lohnt sich an unserer Stelle auch nicht. Immer wieder brausen einheimische Genies an der stehenden Kolonne vorbei und verursachen ein Chaos, da ihnen die frechen, korrekt entgegenkommenden Autos „Ihre“ Überholspur blockieren und der Weg zurück in die Kolonne dank dicht an dicht stehenden Autos sehr zäh von statten geht. Es ist heiss. Wir schwitzen auch, weil wir den ersten paar am Auto klopfenden Romas unsere letzten Albanischen Lek’s gegeben haben und sich das anscheinend schnell herumgesprochen hat. Nun sind wir mit abwehren erneuter Bettel-Attacken beschäftigt und sind ebenso kreativ wie genervt. Kreativ, weil man auf viele unterschiedliche Arten „wir haben kein Geld mehr!) sagen kann. Genervt, weil vor allem die Kinder zur Erregung von Mitleid und Aufmerksamkeit ebenfalls kreativ vorgehen. Und auch kein Problem damit haben, gegen Blech zu klopfen. Wir klopfen nur in der Phantasie zurück, erheben aber drohend unsere Stimmen und sind froh, dass es dann irgendwann doch aufhört und vor allem: weitergeht. Nach ca. zwei Stunden eröffnen die Grenzwächter für die Ausreise eine Einreise-Spur und wir ergattern uns mit aufheulendem Motor einen der ersten Plätze des umgepolten Asphaltstreifens. Weitere zehn Minuten und wir verlassen Albanien.
Da auch hier das Roaming exorbitant teuer ist, wird der Platz zum Schlafen nach alter Schule gesucht. Alte schule heisst in unserem Fall: Ohne App. Mit dem Blick auf die Karte werden theoretisch passende Stellen gesucht. Und hier erweist sich Anna mal wieder als überaus talentiert. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang beziehen wir Quartier.

Weil wir aber doch das Eine oder Andere recherchieren und natürlich auch mit dem Rest der Welt in Verbindung bleiben möchten, erkundigen wir uns beim Frühstück direkt nach Tipps zu Daten-SIM-Karten. Wir sollen es mal im Dorfladen nebenan probieren, meint der freundliche Kellner. Wirklich Hoffnung haben wir beim Anblick des winzigen Ladens hinter bröckelnder Fassade nicht, probieren es aber trotzdem. Die Kassiererin bejaht, aber scheint die Thematik nicht recht zu verstehen (Was auch wieder zur Laden-Fassade passt. Ha!). Sie meint 1’000 Gigabyte seien bei der Karte für 5.- Euro dabei. Dass ich nicht lache! Die verwechselt wohl Megabyte mit Gigabyte. Wovon nämlich Tausend ein Terabyte wären, und das hätte sie ja sagen können. Aber für 5 Euro? Pfffff! Bei unserem Anbieter kostet ein zusätzliches Roaming-Gigabyte schon mindestens 20.- Stutz, und das in Europa. Also nehmen wir halt die paar hundert Megabyte und sind dann eben sparsam mit Recherchieren und so. Doch kurz danach bröckelt unsere Einschätzung der Kassiererin genauso wie die Ladenfassade. Denn die Bestätigungs-SMS des neuen Anbieters zeigt es schwarz auf weiss: 1’000 GB. WOW. Für einmal nicht sparen. Daten-Thema erledigt. Danke Telenor!
Während der Hotspot noch mit Updates und Backups für unsere Geräte heisst läuft, erreichen wir Budva. Budva ist mir schon deshalb sympathisch, weil es zu 83.3% wie Tschechisches Bier heisst. Es hat dann doch weniger mit Budvar gemeinsam als ich denke, ist aber trotzdem schön. Wir relaxen erst einmal einige Stunden am wunderbaren Strand und verbringen die Zeit mit Schnorcheln und gespannt warten, bis sich die Klippenspringer endlich! ein Herz fassen. Danach schauen wir uns die Altstadt und die Burg an. Wir haben keine Fotos, aber dieses Video zeigt die Schönheit des Städtchens wunderbar:
Nach diesem Mini-Sightseeing suchen wir uns wieder ein Plätzchen für die Nacht. Diesmal müssen wir nicht aufs Dach klettern um den Sonnenuntergang zu bewundern.


Am Morgen darauf, es ist Sonntag ca. 08:30, staunen wir nicht schlecht als ein laut schnaubender Monteneger Kabel ziehend auftaucht. Wir bieten ihm Kaffee an und erfahren im Gegenzug, dass der Platz, auf dem wir uns gerade befinden, einem Schweizer gehört. Sofort fühlt es sich weniger authentisch an und wir rollen kurz darauf staubend davon.
Wir haben ein Ziel, denn nur der Blick aufs Meer reicht uns nicht mehr. Bei der Fahrt zu Strand lernen wir Sebastian kennen, der unser vorübergehender Nachbar wird, und gehen baden.




Nach Sonnenuntergang wird es dunkel und kühl. Aber das muss nicht sein, denn Sebastian hat einen Son of Hibachi. Klingt komisch, ist aber so. Und wir haben Honig-Raki. Honig Raki ist zum trinken nicht so toll. Aber funktioniert wunderbar als Brandbeschleuniger:

Auf den lustigen Abend folgt eine nasse Nacht. Und es regnet auch am Morgen noch hartnäckig weiter. Wir nutzen eine Regenpause, packen unsere Sachen zusammen und fahren weiter.

Ein wenig weiter nördlich erwartet uns unser nächstes Paradies. Die Regenphase ist hier schon durch und so schauen wir uns auch hier mal kurz das Meer an. Die Buchten, die zum Kamp Begovic gehören, sind der Hammer!






Frisch genährt entscheiden wir: Hier bleiben wir ein Weilchen. Obwohl der Platz mit 30 Euro pro Nacht für lokale Verhältnisse saumässig teuer ist, lieben wir die Mischung aus schattigem Plätzchen, direktem Anschluss zum Meer und Ruhe (Wir sind fast die einzigen Gäste). Fast so gut wie frei stehen, nur mit dem Luxus einer, wenn auch kalten, Dusche. Wir geniessen die Zeit mit Baden, schnorcheln und lesen.









Sunset Nummer drei haben wir dann verpasst. Was auch die Dauer unseres Aufenthaltes verrät. Am vierten Tag reisen wir weiter und nehmen Kurs auf den Durmitor Nationalpark. Über den Kotor-Pass fahren wir ins Landesinnere und staunen mal wieder über die Schönheit der Landschaft.



Und dann sind wir da: Im Durmitor Nationalpark. Es ist kühl, denn wir sind nun auf über 1’600 Metern über Meer. Als erstes schauen wir uns den Gletschersee Crno Jezero (Schwarzer See) an und wandern einmal um ihn herum. Hier erwerben wir auch getrocknete Steinpilze und frischen Tee und finden nach einer kurzen Offroad-Strecke unser Nachtlager inmitten der Berglandschaft. Wir wandern in einigen ermüdenden Stunden zum Bobotov Kuk auf über 2’500 Metern, bewundern Europas Grand Canyon, die Tara Schlucht und staunen, während der GPS- und App-unterstützten Panoramafahrt „Durmitor Ring„, stundenlang aus dem Fenster. Auch kulinarisch können wir uns erweitern: Ich bin eigentlich kein Fan von Gnocchi, aber mit Steinpizen und Gorgonzola: Hmmmm!
Der Durmitor Nationalpark hätte locker einen eigenen Beitrag erhalten können. Stattdessen, weil heute Video-Tag ist, packen wir die Impressionen in 300 Sekunden Bewegt-Bild. Und ja, die Musik ist.. Geschmacksache.
Besser kanns nicht mehr werden. Wir verlassen die Party, wenns am schönsten ist und nehmen Kurs auf Kroatien. Unsere letzte Nacht in Montenegro verbringen wir am Ufer des Krupac-Sees westlich von Niksic. Hier essen wir fantastische Forellen und lernen Dr. Prof. kennen, den wir beinahe adoptiert hätten:


Und dann ist es so weit; nach 10 Tagen Montenegro – wir sind schon fast an der Grenze – machen wir noch Bekanntschaft mit der Exekutive. Mit 80 Sachen auf dem Tacho aber nur 60 auf dem Schild, halten wir zur Abwechslung mal nicht für einen Anhalter sondern für eine Polizei-Kelle. 20.- Euro hat der Spass gekostet. Und humorvoll sind die Herren der hiesigen Polizei, das muss man sagen. Lauthals „Verdammt!“ rufend verweist mich der zuvor messende Polizist an seinen Kameraden im Auto und rät mir, meine Kreditkarte am besten gleich mitzunehmen. „Unsere Kunden können Bargeldlos bezahlen“ strahlt er mich an.


Diese positive und lockere Erfahrung klingt noch nach, als wir an der Grenze zu Kroatien von einem stock-steifen aber dafür um so stolzeren EU-Zöllner empfangen werden. Wir sind gespannt auf den Kulturschock nach einigen Wochen „wilder Westen“ im Südosten.
Aber nun zu den Ehrungen der Woche:
Mitarbeiter der Woche:

Lied der Woche:
In Gedenken an den kürzlich verstorbenen Karel Gott: Das Legendäre Lied zur Serie Biene Maja.