Unsere erste Begegnung mit der Slowakei wird von heimischen Gefühlen untermalt. Denn wir überqueren die Grenze mit Sicht auf die hohe Tatra, und wo Berge sind, da fühlen wir uns wohl. Wir freuen uns also über die neuen vertikalen Möglichkeiten und überlegen uns sogleich, wie wir das Gebirge erkunden können.

Allerdings sind es nicht nur wir, die in die Höhe möchten. An der Bergbahn angekommen, staunen wir über die unglaublichen Menschenmassen. Auch sind die Bergfahrten bereits ausverkauft (ja, das gibt’s!), und so fahren wir weiter um einen etwas weniger populären Berg zu besteigen: den vorderen Salzberg.









Tags darauf tauschen wir Wanderschuhe gegen Fahrradhelm ein:


Einer unserer Velo-Wege führt uns am Fluss entlang, über Brücken, Schotter und Wiesenwege bis zu einem Wasserfall, in dessen Wasser wir uns auch genüsslich abkühlen.








Nachdem wir unsere Räder zurückgebracht und unsere Wasservorräte wieder aufgefüllt haben, machen wir wieder mal einen Stellplatz-Fund der Superlative. Direkt am Fluss geniessen wir unseren Abend.

Zunächst wundern wir uns über die vorbeischlendernde Gruppe Roma. Auf deren Rückweg wird jedoch klar was sie vorhatten; Pilze sammeln. Da dies erfolgreich war, erfüllt sich beim Rückweg auch der zweit Teil ihres Plans: Verkaufen. Wir sind somit stolze Besitzer von Steinpilzen und haben sogleich neue Koch-Inspiration


Am darauffolgenden Morgen machen wir uns bereit, die Eishöhle von Dobšiná zu erkunden. Zuerst heisst es jedoch nochmals frisch machen. An diesem verlassenen Ort kann man ja einfach nackig ins Wasser springen. Die beiden freundlich lächelnden, flussaufwärts-watenden Fischer sind sicher genau so froh wie ich, dass sie nicht ein paar Sekunden früher aufgebrochen sind.
Kurz darauf beginnt der Aufstieg. Denn um die Eishöhle zu begehen, müssen wir erst einige Meter erklimmen. Und dann eine kleine Enttäuschung: Selbst erkunden geht nicht. Zu jeder halben Stunde gibt es Gruppen von gut 50 Kopf, die geführt durch das Höhlensystem geleitet werden. Eine Touristepipeline mit Kühlkette sozusagen.



Mit diesen Anblick in Form eines Döner-Spiesses, der mich höllisch hungrig macht, gehen wir Mittag Essen. Da hier jedoch die Digitalisierung noch nicht angekommen ist, können wir nur mit Bargeld bezahlen. Mit den letzten physischen Euros bezahlen wir die Forelle und das Schnitzel und lassen uns einen Tip zum Geld abheben geben. Es ist kein Geldautomat. Und auch keine Bank. Den beides gibt es hier nicht. Es ist die lokale Post.

Und der Transaktionsprozess erweist sich als zutiefst menschliches, tiefgreifendes Ereignis. Während sich die Schlange hinter uns, die aus einer glücklich grinsenden älteren Dame besteht, geduldig von einem Bein aufs andere verlagert, erledigt der beflissene Post-Beamte die für den Bargeldbezug nötigen Formalitäten. Und da zu einem Deutschen Pass eine Deutsche Adresse gehören muss (so will es das System!) es diese aber nicht gibt, schlägt der nette Pöstler einfach eine Lösung vor: Just give me some address in Germany. Nachdem also die Fantasieadresse in Deutschland eingetippt ist, ganz viel andere Tastenanschläge und sonstige skurrilen Informationen in den Computer geflossen sind und Transaktionsbelege in dreifacher Ausführung vom Drucker ausgespuckt wurden, diese unterzeichnet und gegengechecket sind, wandert auf magische Weise Bargeld über den Tresen. Einfach so. Im null komma nichts. Auch die Dame hinter uns staunt Bauklötze und sieht noch ganz genau so alt aus wie vorher. Und wieder einmal wird klar: Bei zwischenmenschlichen Beziehungen steht die Zeit still.
Wir freuen uns – auch über die neu gewonnene Liquidität, und steuern unseren nächsten Platz an. Das Autocamping Betlanovce beherbergt uns für die kommenden zwei Tage. Es ist ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung des Nationalparks Slovakisches Paradies.

Für den kommenden Tag hat uns Anna mal wieder eine fantastische Fluss- und Schluchten-Wanderung ausgesucht.









Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis verabschieden wir uns vom Campingplatz und vermissen ihn sogleich ein wenig. Denn durch die fröhlichen Frühstücksgäste, die allmorgendlich um 8 Uhr bereits mit Bier und Kurzen in den Tag gestartet sind, gab er uns das Gefühl, unser Leben im Griff zu haben.
Auf der Zipser Burg hatten sie ihr Leben auch im Griff, und das sehen wir uns mal an:





Nach der Besichtigung dieser historischen Stätte schauen wir uns noch etwas persönliche Geschichte an: Košice. Im 15. Jahrhundert die zweitgrösste Stadt Ungarns, heute die zweitgrösste Stadt der Slowakei und vor 95 Jahren, als Teil der Tschechoslowakischen Republik, Geburtsort meiner Grossmutter. Klar, dass wir uns das nicht entgehen lassen.







Und weil es immer wieder verwirrte Gesichter gibt, wenn man mit Leuten über die Slowakei (oder auch Slowenien) spricht, weil viele dieser Leute dann Slowenien (oder eben die Slowakei) meinen, erlaube ich mir, hier direkt den entsprechenden Wiki-Artikel reinzukopieren:
Ähnlichkeiten zwischen der Slowakei und Slowenien
Die heutige Selbstbezeichnung der westslawischen Slowaken leitet sich wie auch die der südslawischen Slowenen von der Urbezeichnung aller Slawen, der Sloveni, ab. So bezeichnen die Slowaken ihr Land als Slovensko, während Slowenien bei den Slowenen Slovenija heißt. Die slowakische Sprache wird auf Slowakisch als slovenčina, die slowenische Sprache auf Slowenisch als slovenščina bezeichnet. Das Wort für Slowakin (auf slowakisch) und Slowenin (auf slowenisch) ist in beiden Sprachen gleich: Slovenka. Der einzige größere Unterschied besteht heute in der männlichen Form: Während sich bei den Slowenen die männliche Originalform Slovenec bis heute erhalten hat, kam es bei den Slowaken im 15. Jahrhundert (unter tschechischem und polnischem Einfluss) zu einer Lautverschiebung, in deren Folge sich die ursprüngliche männliche Bezeichnung Sloven zum heutigen Slovák abänderte.
So, immer wieder gerne, und bis zum nächsten Mal!