Es gibt zwei Sorten von Menschen: Diejenigen, die den KM-Zähler nach dem auftanken auf 0 stellen um ihre Laufleistung pro Tankfüllung im Griff zu haben und dann die anderen, die Anarchisten, denen einfach alles egal ist und die die Welt gerne brennen sehen würden.
Anna und ich gehören zum Glück zur ersten Kategorie. Zum einen gibt es so keinen Grund zum streiten, zum anderen kann man dann sicher sein, dass man nicht, nur weil zum Beispiel das Reservelämpchen der Tankanzeige Kaputt ist, mit leerem Tank stehen bleibt. Das wäre blöd.
Ein Vorteil, nach dem Tanken zu Nullen ist zum Beispiel, dass man nachrechnen kann, wieviele Liter pro 100km gebraucht wurden oder was der Strecken-Rekord pro Tankfüllung ist. Bei FlüBü beträgt dieser fast 1’100 auf knapp 80 getankte Liter. Das macht 7.3 Liter auf 100km, nicht schlecht!
Aber was hat das mit unserer Reise zu tun? Zwei Lektionen, die wir gelernt haben: verlasse Dich nicht darauf, dass das Tankvolumen eine fixe Grösse ist. Und schliesse nicht aus der Vergangenheit in die Zukunft!
Paraclinic: Schirme fit für die Reise
Am Montag fahren wir, nun zu dritt, von Bruckmühl in Richtung Innsbruck, um unsere Ausrüstung reise-tauglich zu machen:
Die Paraclinic in Innsbruck konnte Anna einen fixen Termin um 8.30 Uhr einräumen, um beide Rettungen lüften und packen zu lassen. Ausserdem ist bei Anna noch der Schirm-Check und Leinen trimm fällig. Der sympathische Chef Richie empfängt uns, nimmt das Material entgegen und verkündet, alles sei noch vor Mittag wieder bereit zum Abholen. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem Spaziergang, ausgiebiger Brotzeit und beobachten ein Senioren-Doppel im lokalen Tennisclub.
Fürs Tank-Protokoll: Ca. 10km vor unserem Ziel, bei 840 Km, springt die Reserve an. Alles normal. Noch gut 90km Reichweite.
Zurück bei der Paraclinic packen wir unser Material ein und wollen losfahren, doch der Motor säuft direkt wieder ab. Neuer Versuch, etwas mehr Gas, diesmal springt er nicht mehr an. Batterie leer? Zum Glück sind wir auf alles vorbereitet: Eine Powerbank mit Überbrückungs-Funktion wird ausgepackt, angeschlossen, neuer Versuch: Motor springt zögerlich an, säuft aber kurz darauf wieder ab. Nun ist auch die Powerbank leer. Also: Schritt 1: Solarpanel und Laderegler an die Starterbatterie, Schritt 2: Pannendienst anrufen.
Während wir auf den Pannendienst warten, werden mögliche Ursachen diskutiert und weiter gebrotzeitet. Alle möglichen mechanischen Fehler werden in Betracht gezogen; ein leerer Tank steht ziemlich weit hinten auf der Liste. Doch trotz unserer Erfahrung, wann die Reserve ansprang und Weisheit in Bezug auf Reichweite, schlägt der freche und offensichtlich anarchische Typ 2 Pannendienstler vor, erstmal eine Tankstelle aufzusuchen.
Noch während das dickflüssige Dino-Reziklat langsam gluckernd in den Tank fliesst, wird der Zündschlüssel gedreht. Nicht nur, dass der Motor bereitwillig anspringt. Er läuft auch anstandslos weiter. Plötzlich ist fehlender Treibstoff ganz oben auf der Liste der Ursachen des Motor-Versagens. Wir akzeptieren, sind dankbar, und wollen volltanken. Doch bei 70 Litern ist Schluss. Also nochmals drücken, ein weitere Liter fliesst in den Tank, wieder schaltet sich die Pumpe aus. Wir wollen einen vollen Tank und die fehlenden 10 Liter haben, doch bevor ein weiterer Tropfen Diesel in den Tank fliesst, läuft der Treibstoff am Stutzen die Karosserie herunter. OK, Tank scheint voll zu sein.
Wir bedanken uns beim freundlichen Abschleppdienstler und akzeptieren unsere beiden gelernten Lektionen:
- verlasse Dich nicht darauf, dass das Tankvolumen eine fixe Grösse ist: machmal ist ein Tank 71 Liter, manchmal 84
- Schliesse nicht aus der Vergangenheit in die Zukunft: Auch der Reservelampen-Anspring-Zeitpunkt hat manchmal das Bedürfnis nach Abwechslung.
Vollgetankt fahren wir weiter und freuen uns auf unsere erste fliegerische Station: Das österreichische Kössen.