Das Zillertal und die Volksmusik

Am Morgen des 8. Mai fahren wir, gestärkt von Müsli und frisch gebrautem Kaffee, in Richtung Österreich los. Es hat einen Grund, warum wir zum dritten Mal über die Deutsch-Österreichische Grenze fahren: Uns lockt wieder einmal ein Fluggebiet.

In Kössen bekamen wir den Tipp, dass im Zillertal, genauer in Mayrhofen, eine genialer Stellplatz zu finden sei. Direkt am Landeplatz bei der Flugschule Zillertal, gäbe es die Möglichkeit für 10.- Euro pro Tag zu stehen, Infrastruktur, kostenloses Landebier und Fussmassage inklusive. Oder so ähnlich, denn wir haben schon bei der Bemerkung direkt am Landeplatz aufgehört zuzuhören und waren in Gedanken bereits auf dem Weg dorthin.

Schon auf dem Weg spürt man Anna die Vorfreude an; Grinsend sitzt sie hinter dem Steuer.

Auf dem Parkplatz angekommen gibt es wieder Grund zur Freude: Der auf 8 Fahrzeuge begrenzte Wiesenplatz für Camper bietet noch genügend Platz und das Wetter scheint ebenfalls zu passen; Es sind mehrere Solo- und Tandem-Piloten in der Luft. Ausserdem kommen wir direkt ins Gespräch mit unseren neuen Nachbarn, denn bei der Frage nach den Abstell-Regeln bieten sie uns direkt ein Bier an uns so ist das Eis schneller gebrochen als Nasenbeine bei britischen Kneipenschlägereien.

Noch bevor wir mit FlüBü richtig stehen, sind wir knietief in spannende Unterhaltungen mit Nathalie und Christoph verwickelt und wir staunen nicht schlecht, was die findigen Bulli-Besitzer alles für Tricks und Kniffs drauf haben.

Da wir jedoch am nächsten Tag fliegen wollen, ist nun Zeit fürs Vorbereiten des Abendessens. Wir wollen Reste verwerten und machen eine Mannschafts-Portion Curry:

Lange darauf gewartet. Wer Reis kocht braucht Geduld! Aber es hat sich gelohnt.

Mit unseren neuen Lieblingsnachbarn fahren wir am nächsten Tag den Berg hoch. Jedoch unsicher, ob wir überhaupt starten würden; denn auch hier ist die Föhntendenz leider zu stark. Daraus wird dann auch tatsächlich nur eine Startplatzbesichtigung, obwohl vereinzelte Solos und mehrere lokale Tandempiloten den Flug wagen. Die Föhnlinsen sind unweit gut sichtbar und wir kennen die regionalen Systeme zu schlecht, um bei diesen Bedingungen zu starten.

Auch ohne Flug zahlte sich die Auffahrt aus: Die Sicht von hier oben ist fantastisch

Nach gut einer Stunde plaudern und Sonne & Aussicht geniessen fahren wir wieder runter, wo ich der verdutzten Bergbahn-Angestellten eine der beiden im Affekt gekauften 5-Fahrten Karten unbenutzt zurückverkaufe und erfreut feststelle, dass Anna und ich zusammen nur eine Auffahrt gebraucht haben. Mit der Freude, das System wieder einmal ausgetrickst zu haben, schlendern wir uns zurück zum Camping wo wir wenigsten unsere Groundhandling-Skills etwas auffrischen.

Groundhandling ist das Üben der Schirmkontrolle am Boden

Beim Rückweg ist uns jedoch noch das massiv aufgestuhlte Areal der Erlebnis Sennerei, ca. 200 Meter Luftlinie unseres temporären Zuhauses, aufgefallen. Das Plakat wenige Meter daneben schafft Klarheit:

Das Plakat des Grauens. Wir stellen uns auf zwei Laute Volksfest-Etappen ein.
Auch die Hühner suchen bei uns nach Ohropax, finden aber nur Körner.

Wir versuchen uns abzulenken, und so mache ich mich am PC breit während Anna die Kamera zückt.

Während Thomas von beiden Seiten des Tisches versucht zu schreiben..
..testet Anna verschiedene Perspektiven, um dies möglichst gekonnt in Szene zu setzen.

Das Fest ging dann übrigens recht unspektakulär, wenn doch leider nicht ganz sang- und klanglos vorüber. Auf jeden Fall war für Ausgleich gesorgt, denn von der anderen Seite dröhnten uns Klänge der Backstreetboys entgegen. Wir hatten trotzdem einen kurzweiligen Abend und hörten dann gegen ein Uhr nachts gar nichts mehr.

Leider war jedoch auch am kommenden Tag nicht an Fliegen zu denken, und wegen eines Regenschauers fiel auch unser Plan B, das Besteigen eines Klettersteiges, ins Wasser.

So entschlossen wir uns kurzerhand, beim Thema Wasser zu bleiben, und am nächsten Tag weiterzuziehen. Wieder ein Tipp von Flo, wieder ein Wasserfall. Oder besser Wasserfälle:

Die Krimmler Wasserfälle im Nationalpark hohe Tauern

Auch der Weg scheint gemäss der Beschreibung eine Reise Wert: Die Gerlos Alpenstrasse, die uns zu den Wassefällen bringt, sei ebenfalls eine würdige Panoramastrasse.

Und sie ist es auch: Unterwegs halten wir, um die Aussicht zu geniessen.

FlüBü kämpft sich tapfer bergauf und hat sich eine Verschnaufpause verdient
Am Ziel: Die unteren Wasserfälle heissen einen mit atemberaubender Kulisse (Bild und Ton) und einer feuchten Begrüssung willkommen.
Nie zu lange stehen bleiben. Auch die besten Plätze sind ständig frei, weil niemand ganz Nass werden will.
Mehrere Regenbögen bilden sich aus dem dauer-Nebel und dem Sonnenlicht.
Oder besser Wasserfall-Bogen
Oder Sprühregen-Bogen?
Nennen wir sie ab jetzt einfach Krimmler-Bogen
Blick auf den oberen Wasserfall

Bemerkenswerte Wasserfälle, wenn auch etwas über-vermarktet. Es war extremst touristisch. So touristisch, dass neben der Alpenstrassen-Maut auch noch eine pauschale, zeitunabhängige Parkplatzgebühr auf ALLEN Parkmöglichkeiten anfiel, ein Eintritt für den Wanderweg verlangt wurde und bereits beim Annähern an den Wanderweg eine grosse Wand stand, an der massenhaft ausgedruckte Fotos von fotografierten Besuchern zum Kauf angepriesen wurden. Dies schmälerte die Freude am ganzen jedoch nur minimal, und auch nur so lange, bis man vom Spektakel all dies wieder vergessen hat.

Und am Ende der Wanderung mit vielen nass-sprühenden Freuden wartet dann ja auch meist eine kühl-prickelnde Erfrischung. Und alle können glücklich ins Bett. Wir auch, bis bald!

Schiefe Brille und schiefes Lachen, aber das Essen kam gerade noch rechtzeitig.