Wir bleiben auf der Strasse; Von der Strasse zur Fähre in Tarifa gehts über die Strasse von Gibraltar zu den Strassen von Tanger.
Es dauert nur etwas mehr als 30 Minuten um den Kontinent zu verlassen. Es bleibt uns also gar nicht viel Zeit darüber zu trauern, dass wir nicht mehr die Gelegenheit hatten, vor der Überfahrt einige der grandiosen spanischen Weine aufzustocken. Denn obwohl man in Marokko Vinotheken etwa genau so oft sieht wie Kamele bei uns, freuen wir uns, nun so schnell und umkompliziert die Seiten zu wechseln.

Die Zollabfertigung in Marokko ist kurzweilig: Die elegant gekleideten Beamten sind guter Laune und winken uns nach einer kurzen Routineprüfung freundlich ins Land hinein. Fürs Erste wars das jedoch mit Harmonie. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in Tanger befinden. Das T steht für Turbo und Anger für Wut. Das merkt man im Strassenverkehr, doch wir passen unseren Fahrstil entsprechend an und kommen gut voran.


Wir schlängeln uns durch die Strassen aus Tanger in Richtung Chefchaouen, der blauen Stadt. Nicht jedoch, ohne vorher noch Bargeld zu tauschen und lokale SIM-Karten zu holen.
Die 110 Kilometer schaffen wir in gut drei Stunden und checken nur kurz im Camping oberhalb der Stadt ein, bevor wir die Altstadt erkunden.




Bei unserem Rückweg erklingt pünktlich zum Sonnenuntergang das, was wir bald täglich mehrmals hören werden: Den Ruf zum Gebet. Perfektes Timing und Stimmung, auch wenn es ein bisschen so klingt, als ob entfernt ein Motorradrennen stattfindet.
Tags darauf steuern wir erneut in die Medina, diesmal mit Hunger auf Frühstück und Zeit zum verweilen. Nach köstlichem Berber-Omelette und frischem Orangensaft schlendern wir durch die Gassen.









Das Städtchen ist ein perfekter Einstieg nach Marokko. Und wir merken auch, dass das viele Blau wirkt. Die Atmosphäre ist angenehm entspannt, trotz emsigem Treiben und obwohl hier genauso hart verhandelt wird wie überall sonst im Land. Hier tut man dies einfach freundlichen Blickes, was jedoch nichts am sonstigen Hin- und Her des Preis-Seilziehens ändert.
Und dann geht es weiter Landeinwärts. Fes steht auf dem Plan, diesmal 200 Kilometer in vier Stunden.



Beim Vorbeifahren sehen wir diesen See und halten nur kurz an um ein Foto zu schiessen – denke ich. Denn Anna beginnt direkt zu recherchieren und findet drei Sekunden später unseren perfekten ersten Stellplatz. Fes kann warten.






Nach diesem ausgiebigen Foto-Shooting haben wir beide Hunger. Zeit, unser neues Level des Kochens auszunutzen.


Das Essen schmeckt hervorragend, auch wenn ich nicht mehr weiss, was es war. Doch obwohl das Bedürfnis der Nahrungsaufnahme gestillt ist, bleibt das Bedürfnis nach Ordnung unbefriedigt. Denn es ist ein bisschen frustrierend, wie viel Müll an diesem wunderschönen Ort herumliegt. Was wir an einigen Plätzen schon im Kleinen gemacht haben, nämlich ein bisschen zu Fötzeln, machen wir hier mit etwas mehr Elan. Nach einem gefüllten Beutel widme ich mich dem Abwasch und Anna macht alleine weiter.

Nach der ganzen Arbeit hat sich Anna ein Shooting verdient.

Wir stellen uns den Wecker für Sonnenaufgang, schlafen gut und tief und erhalten noch vor Ankunft der Sonne Besuch:


Wir trinken unseren Kaffee und winken MC Fischerman freundlich rüber, aber er ist mit seiner Arbeit beschäftigt und wir bald mit unserem Frühstück fertig, also ziehen wir weiter, ohne uns kennen gelernt zu haben. Und so kommen wir bald darauf in Fes an.





Nach diesem Geruchs-Intensiven Erlebnis und harten Verhandelns über den Preis von Annas neuen Bauchtäschchens sehen wir uns die Medersa Attarine an, der ehemaligen Koranschule von Fes.









Die Ruhe und Ästhetik, die im Inneren der ehemaligen Koranschule herrscht, steht im krassen Widerspruch zur Hektik und dem vermeintlichen Chaos des Gewusels davor. Umso mehr freuen wir uns auf unser nächstes Refugion und steuern eiligen Schrittes das Riad Rcif an.



Mit vollen Bäuchen und erholten Beinen geht’s weiter in Richtung Süden zu unserem ersten marokkanischen Fluggebieten. Schade, dass wir den Grossteil der Strecke bei Dunkelheit fahren, denn nicht nur dieser Pass kurz vor unserem Ziel war eine Freude zu fahren.
Am Morgen nieselt es und wir haben keine Lust selber Frühstück zu machen. Was ein Glück, dass der Campingplatz eine solide Küche und gemütliches Ambiente bietet.


Wir geniessen unser Frühstück, begleichen die Rechnung und sind kurz darauf unterwegs. Ziel: Aguergour. Einer DER Paragliding-Hotspot hier. Dass wir uns im Inland so schnell bis südlich von Marrakech durcharbeiten hat mehrere Gründe: Zum einen ist es uns, da muss man einfach mal ehrlich sein, immer noch zu kalt im Norden. Und zum anderen wird oft von der Küstenregion abgeraten. Schmutzig, Touristisch, nicht viel zu sehen. Unsere Inland-Tour hat bisher gehalten, was sie verspricht. Und so machen wir auch die letzten 180km in 3.5 Stunden und kommen in unserer Herberge, wo wir auf dem Parkplatz schlafen aber im Restaurant essen dürfen, an.
Praktisch ist, dass diese direkt am Landeplatz liegt. Und obwohl wir nicht denken, dass wir heute noch fliegen werden, schauen wir uns vor dem Check-In auch noch den Startplatz an. Auf dem Weg sehen wir, wie Tradition mit Moderne kollidiert.

Die schmale Schotterpiste zum Startplatz wird von einer Metallkette versperrt. Wir parkieren und gehen die letzten paar Hundert Meter zu Fuss. Am Startplatz verschlägt es uns fast den Atem.


Wir schauen uns das Treiben ein paar Minuten an und reden mit den Locals. Und dann reift der Entschluss: Wir schlafen hier oben, schliesslich bietet uns der Inhaber des „Bergrestaurants“ noch eine Tajine an, und oben schlafen ist kein Problem, und überhaupt wartet sein Sohn bei der Metallkette um uns aufzumachen. Dies alles ahnen wir nur, denn weder er noch ich können richtig Französisch, und mein fehlendes Arabisch mag der gute Herr leider nicht zu kompensieren.
Doch alles klappt wunschgemäss: Keine 10 Minuten später zahlen wir die umgerechnet 2 Euro Weggebühr und kämpfen uns unter voller Inanspruchnahme von FlüBü’s Allrad und Reifen die steile, steinige Strecke zum Gipfel hoch. Für uns ist es heute schon zu spät zum Fliegen, also geniessen wir das Ambiente und das köstliche Essen auf 1’200 Metern über Meer.

Was wir bei unserem schnellen Entschluss, am Startplatz zu nächtigen, nicht berücksichtigt haben: Die 1’200 MüM. Und die Entsprechende Temperaturkorrektur nach unten. Wir wollten ja eigentlich Wärme! Stattdessen gibts Scheiben- und Zehenfrost. (Aber sonst war das Erlebnis der Hammer!)

Nach Training und Dusche (Zehenfrost!) gibt’s Kaffee. Und Besuch von Hunden. Hungrigen Hunden. Wir können nicht anders, verlieben uns, und teilen unser Frühstück mit den abgemergelten Vierbeinern.

Nach dem Frühstück fahren wir jedoch wieder runter. Das Flugfenster hat sich leider geschlossen und wir wärmen uns einige hundert Meter tiefer wieder auf.


Die nächsten Tage sind ein bunter Mix aus Fliegen, tolle Leute kennenlernen und gut Essen. Auch hier fällt es uns wieder auf: Die Gleitschirm-Community ist ein cooler Haufen. Ob aus Uruguay, Wales oder Island: Hier ist alles beisammen und ausnahmslos super Leute.




2: Erkenne die Ironie hier
3: Erfreue Dich nochmals am Lachflash
Wir verbringen drei Tage in Aguergour und können schöne Flüge verbuchen, auch wenn uns das Wetter wieder viel Flexibilität und Geduld abverlangt. Doch nun ruft die Küste südlich von Agadir.
Zuerst wollen wir uns einen empfohlenen Platz anschauen, drehen aber nach zweimal fast im Sand vergraben wieder um. Für coole Bilder hats gereicht:


Erleichtert, wieder festen Boden unter den Rädern zu haben, fahren wir nun das Adlernest an. Hier treffen wir uns mit Luis, unserem neuen Fliegerfreund aus Uruguay, den wir liebevoll Para-Guy from Uruguay nennen. Schade, kommt er nicht aus Paraguay, sonst hätten wir dies elegant mit Paraguayder ausdrücken können und über die kommenden Tage etliche Sekunden gespart. Auch werden wir bald eine sehr Marokkanische Figur machen. Wie das aussieht und ob das gut kommt, hat hier leider keinen Platz mehr.
[…] Auf in wärmere Gefilde! […]